Ingrid Zurkinden
Vertrauen ist das wunderbare Gefühl, das Harmonie und Einigkeit schafft. Es ist die Basis des Zusammenlebens. Ohne Vertrauen zerfällt jede Beziehung. Nach Patrick Lencioni, Autor des Buches «die 5 Dysfunktionen eines Teams», ist Vertrauen das Fundament für die Konfliktbereitschaft, das Engagement, die Verantwortung und schliesslich für die Ergebnisorientierung in einem Unternehmen.
Uns hilft der Vergleich mit einem Geldkonto. Um Geld abzuheben, muss vorgängig einbezahlt werden. Dieses «Einzahlen» wird Vertrauensvorschuss genannt. Doch genau dieser Vertrauensvorschuss ist mit Risiken verbunden. Vertrauen schenken bedeutet nämlich, zu einem gewissen Grad die Kontrolle abzugeben, und Kontrollverlust ist für viele mit Stress verbunden und kann Angst auslösen, Angst davor, enttäuscht zu werden, Angst vor Missgunst. Aus der Hirnforschung weiss man, dass Angst und Vertrauen zueinander in einer Beziehung stehen. Wenn Areale, die Angst empfinden lassen, wenig aktiv sind, wird Vertrauen gespürt. Gleichzeitig konnte nachgewiesen werden, dass Menschen, die nie Angst empfinden, also psychopathisch veranlagt sind, auch kein Vertrauen empfinden können. Angst und Vertrauen bedingen sich demnach.
Nun stellt sich die Frage, wie denn trotz dieser Erkenntnis Vertrauen aufgebaut werden kann. Das Wort «aufbauen» weist bereits darauf hin, dass Vertrauen als Kontinuum und nicht als absolut, (wie, man hat Vertrauen oder man hat es nicht) betrachtet werden muss. Eine erste Stufe des Vertrauens entsteht bereits, wenn man sich eine Weile kennt. Vertrauen entwickelt sich zudem massgeblich auf der Grundlage der Kommunikation. Mit leeren Worten gewinnt aber niemand das Vertrauen. Zentral ist, dass auf die Worte kongruentes Verhalten folgt, Verlässlichkeit also. Verstärkt wird das Vertrauen ausserdem durch Authentizität, Ehrlichkeit, den offenen Umgang mit Fehlern und echter Anteilnahme am Gegenüber.
Wie stark dieses Vertrauen hält, wie gut man sich auf jemanden verlassen kann, stellt sich allerdings erst in schwierigen Zeiten heraus. Deshalb ist es so wichtig, sich in den kleinen Belastungsproben des Alltags gegenseitig zu bewähren: Bei Mitarbeitergesprächen, Lohnverhandlungen, beim Ansprechen von Kritikpunkten und im Umgang mit Konflikten. Wenn bereits in ruhigen Zeiten bei jeder Herausforderung Konflikte unter den Teppich gewischt werden, wie soll sich denn Vertrauen in schwierigen Zeiten bewähren?
Sind Sie daran interessiert, wie Sie konkret in Ihrem Unternehmen Misstrauen, Angst und Revierdenken in eine Kultur des Vertrauens führen können? Im Rahmen von Workshops unterstützen wir Sie bei der Umsetzung dieses Ziels Schritt für Schritt.
Weiterführende Literatur:
Berner Winfried: Vertrauen: Der steinige Weg zu einer "Vertrauenskultur": https://www.umsetzungsberatung.de/psychologie/vertrauen.php, letzte Aktualisierung 2017.
Birbaumer Niels, Wertheimer Jürg, (2016): Vertrauen, ein riskantes Gefühl, Verlag Red Bull Media House GmbH, Salzburg.
Birbaumer Niels (2017): GEO Wissen, Den Menschen verstehen Nr. 59, S. 136ff.
Karrierebibel: https://karrierebibel.de/vertrauen.
Lencioni Patrick (2014): Die 5 Dysfunktionen eines Teams, Wiley-VCH Verlag & Co. KGaA Verlag, Weinheim.
Vertrauen – die grosse Herbstserie der NZZ, https://www.nzz.ch/vertrauen.
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